In der Europäischen Zentralbank

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EZB Frankfurt

Auf dem Weg nach Straßbourg machte ich heute Vormittag mit KollegInnen vom Sonderausschuss Finanzkrisen einen Besuch bei der Europäischen Zentralbank. Einer der Spitzenleute der Bank, Bini Smaghi, schilderte die makroökonomischen Hintergründe der Krise: die Ungleichgewichte zwischen den USA einerseits und China sowie einigen anderen asiatischen Länder anderseits. Die Vereinigten Staaten sparen und investieren zu wenig und haben daher ein hohes Zahlungsbilanzdefizit. China wiederum spart und exportiert viel und erzielt einen hohen Zahlungsbilanzüberschuss. Dieses Ungleichgewicht schafft immer wieder neue Instabilitäten, die im Zusammenhang mit finanziellen Blasen zu wirtschaftlichen Katastrophen führen. Europa hat im Prinzip eine Gleichgewichtsposition, aber wird durch China und die USA mit in die Krise gezogen. Und vor allem China ist nicht bereit, seine globale Verantwortung wahrzunehmen. Das ist wie in der Klimapolitik.

Bei unserer Diskussion in der EZB wurden zweimal Wünsche nach einem stärkeren bzw. effizienteren Europa laut. Das eine Mal im Zusammenhang mit den notwendigen Regulierungen des Finanzmarktes. Das kann sicherlich nicht alles zentral geschehen. Aber es müssten die nationalen Maßnahmen überwacht werden, vor allem sollte die Effizienz und die Geschwindigkeit der nationalen Aktionen überprüft werden. Anderseits müsste Europa seine Interessen global besser vertreten. Das gilt nicht zuletzt gegenüber einem China, das sich weigert, seine globale Verantwortung auf wirtschaftlichem, aber auch ökologischem Gebiet wahrzunehmen. Und was unser global unverträgliches und unsolidarisches Verhalten in der Vergangenheit betrifft, so sollten wir offen und ehrlich darüber reden. Das soll uns allerdings nicht hindern, andere zu global verantwortlichem Handeln aufzufordern.