In Kalabrien

Nach der letzten Plenarsitzung im Europäischen Parlament machte ich ein paar Tage Urlaub im Süden Italiens, in Kalabrien. Aber auch bei privaten Reisen lässt mich natürlich der Blick fürs Historische und Politische nicht los. Kalabrien ist eine Region, die von vielen “ Besuchern“ heimgesucht wurde. Sie ist leicht über das Ionische bzw. Tyrrhenische Meer zu erreichen. Und das haben viele ausgenützt.

Noch heute sind die Zeugen der verschiedenen griechischen Siedlungen zu besichtigen. Aber natürlich waren auch die Römer aktiv bei der Zurückdrängung der Griechen, und Kalabrien war auch Teil des byzantinischen Reiches. Franzosen und Spanier haben ebenfalls ihre Spuren, vor allem in Form großer Festungen, hinterlassen. Und die Araber kamen vom Süden, nicht zuletzt, um Geiseln zu nehmen und in der Folge Lösegeld zu erpressen.

Schon immer war also das Mittelmeer mit seinen verschiedenen Teilmeeren weniger ein trennender Faktor als ein verbindender. Allerdings waren die „Verbindungen“ meist nicht sehr friedlicher Natur. Aber immerhin, als ich am Piazza Ercole in Tropea einigen alten Männern im Kaffeehaus zuhörte, meinte einer von ihnen kühl und trocken: „Wir Kalabresen stammen von den Arabern ab.“

Die vielfältige Okkupation hat sicherlich auch zur Herausbildung und Herrschaft der lokalen Mafia beigetragen. Und alles zusammen hat der Region nicht gerade zu einem wirtschaftlichen Modernisierungsschub verholfen. Was uns als Reisende vor allem in der Vorsaison angenehm erscheint, ist für die Menschen, die Arbeit suchen, ein großer Nachteil und führt zur Abwanderung. Renzi hat da noch viel zu tun, um die Mafia zurückzudrängen und die Wirtschaft anzukurbeln. Das wird nicht schnell gehen, aber er müsste einen deutlichen Anfang machen, und Europa sollte ihn dabei unterstützen.