In Mozambique

3-10-07_Swoboda_2Afrika, insbesondere Schwarzafrika hat mich schon immer in seinen Bann gezogen. Vielleicht ist es eine gewisse Ursprünglichkeit und Reduktion auf das Wesentliche des Lebens und des Überlebens die hier zu finden sind. Allerdings möchte ich nichts beschönigen oder verniedlichen. Die Realität ist in den afrikanischen Ländern besonders rau und herausfordernd. Und das erlebte ich auch bei meinem Besuch in Mozambique. Dabei ist diese ehemalige portugiesische Kolonie nicht so vom Schicksal geschlagen wie manche andere Länder wie zum Beispiel der Kongo. Viele sprechen sogar von einem Modellfall. Soweit würde ich nicht gehen, aber sicherlich hat das Land die Kolonialzeit und den damit einhergehenden Bürgerkrieg gut, jedenfalls besser als manche andere Staaten und Gesellschaften überwunden.

Nach wie vor jedoch steht das Land vor riesigen Herausforderungen. Auch hier scheint sich die Kluft zwischen Arm und Reich zu vergrössern. Und mit der Entdeckung großer Reserven an Bodenschätzen kommen all die Gefahren eines solchen Ressourcenreichtums auf das Land zu. Und wie in vielen anderen Entwicklungsländern bzw. Ländern der Dritten Welt findet man primitive Arbeits- und Lebensbedingungen neben modernen, technologisch fortgeschrittenen. Man findet also Inseln der Ersten Welt im Meer der Dritten Welt, grossen Reichtum neben schrecklicher Armut.

Die seit der Unabhängigkeit herrschende Partei Frelimo hat den Abbau dieser Ungleichheit auf ihre Fahnen geschrieben. Oft jedoch ist sie in ihrer revolutionären Befreiungsrethorik verhaftet geblieben. Aber man muss auch zugeben, dass die Probleme schier unüberwindbar erscheinen. Allein die Versorgung mit reinem, trinkbarem Wasser und die Erziehung zu für uns selbstverständlicher Hygiene um die Verseuchung des Bodens und die Verbreitung von Krankheiten zu verringern ist eine aufwendige Arbeit. Bei meinem Besuch haben wir sehr gute öffentliche und private Projekte gesehen. Öffentliche und private Unternehmungen sowie Nichtregierungsorganisationen arbeiten mit Unterstützung von EU Mitteln Hand in Hand. Aber das ganze große Land in diese Aktivitäten einzubinden ist ein ungeheure Herausforderung.

Hinzu kommen die wirtschaftlichen Herausforderungen. Einerseits gilt es die Landwirtschaft zu modernisieren und produktiver zu gestalten ohne den kleinen Landwirten die Existenzgrundlage zu rauben. Aber die Verarbeitung und Veredelung der Produkte würde Exportchancen schaffen. Auch gilt es generell Industrien aufzubauen, um die Importe mit ihren überhöhten Preisen zu reduzieren. In diesem Zusammenhang war ich von dem Bewusstsein und den Vorstellungen der örtlichen Gewerkschaft sehr angetan.

Aber die größte Herausforderung stellt sich mit den neu entdeckten Reserven an Bodenschätzen insbesondere Kohle und Erdgas. Die entsprechenden Konzerne Vale do Rio Doce aus Brasilien und Rio Tinto aus Australien haben sich die Kohlevorkommen schon gesichert. Beim Gas sind es ENI aus Italien und der US Konzern Anadarko. Einerseits stellt sich die Frage wie die Regierung und die regionalen und lokalen Behörden auf die Wünsche und Forderungen bzw. Aktivitäten dieser Konzerne reagieren soll. Nicht zuletzt ist die Eröffnung und der Betrieb von Bergwerken vor allem im Tagbau mit Ab- und Umsiedlungen verbunden. Und dabei geht es nicht nur um die neuen Unterkünfte sondern auch um die neuen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Und oft waren Umsiedlungen mit dem Verlust von wichtigen Lebensgrundlagen verbunden.Und dann geht es auch um die Transportbedingungen wie den Bau von Eisenbahnlinien und Häfen, die die Unternehmungen jede für sich als Monopole betreiben wollen. Und natürlich stellt sich auch die Frage der Löhne und Gehälter. Wie die jüngsten Vorfälle in Südafrika, wo 34 streikende Bergarbeiter erschossen wurden können solche Lohnkonflikte zu schrecklichen Massakern führen.

Natürlich liegt es primär in der Verantwortung der jeweiligen nationalen Regierung den Konzernen gegenüber mehr Stärke zu zeigen. Und einer der führenden jungen Politiker des Landes und der Partei Frelimo, Planungsminister Aiuba Cuereneia bekannte sich auch dazu in Hinkunft mehr Verantwortung seitens der Regierung zu übernehmen. Als Europäer können und dürfen wir uns aber nicht vor diesen Fragen drücken. Nicht nur sind zum Teil europäische Konzerne tätig, sondern es ist ja unsre Nachfrage als Produzenten und Konsumenten die die Ausbeutung dieser Ressourcen und damit oft auch der Arbeitnehmer und der örtlichen Bevölkerung verursacht. Damit haben auch wir eine Verantwortung, der wir gerecht werden müssen. Ich werde jedenfalls dieses Thema im EU Parlament und mit progressiven Kräften darüber hinaus behandeln und entsprechende Aktivitäten und soweit geht europäische und internationale Regelungen anstoßen.