In Saloniki

Bewusst haben wir mit unserem „Neustart für Europa“- Event die zweitgrößte  Stadt Griechenlands, Saloniki ausgewählt. Sie war, mit viel mehr Besuchern als erwartet, ein Erfolg. Saloniki ist aufgrund seiner Geschichte am Rande des Balkans und Nahe zur Türkei eine der „multi- kulturellsten“ Städte Griechenlands. Und diese Stadt hat einen Bürgermeister, der dies fördert. Bürgermeister Boutaris, der aus einer alten, traditionellen Familie von Weinbauern stammt, ist eine besondere Persönlichkeit.

Das ausführliche Gespräch, das ich zum zweiten Mal mit ihm führen konnte,  zeigte seine unorthodoxe Haltung und seinen unbeugsamen Willen zu Reformen. Er will eine moderne Stadtverwaltung aufbauen, die aber auf einen großen Zentralismus in Griechenland stößt. Auch als ehemaliger Kommunalpolitiker bin ich von der Notwendigkeit der Dezentralisierung in Griechenland überzeugt.

Boutaris ist bestrebt, auch die ärmeren Bevölkerungsgruppen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Überdies versucht er auch alle Epochen der Geschichte Salonikis wieder erlebbar zu machen. Ein besonderes Anliegen ist es ihm, die tragische Geschichte der Juden, die von den Nazis fast vollständig ausgelöscht wurden, in Erinnerung zu rufen. Er ist also sowohl ein Mann, der die Vergangenheit nicht verdrängt sehen möchte, als auch einer, der die Zukunft seiner Stadt klar vor Augen hat. Und er ist eine äußerst beeindruckende, bescheidene aber visionäre Persönlichkeit. Nicht nur Griechenland bräuchte mehr solcher Persönlichkeiten.

Vor der Veranstaltung der Fraktion in einem alten Hafengebäude, das in ein Kulturzentrum verwandelt wurde, besuchte ich ein Innovationszentrum, das gemeinsam mit Professoren der Aristoteles Universität aufgebaut wird. Die Vorraussetzungen, innovative Unternehmungen anzulocken, sind ausgezeichnet. Eine anerkannte Universität, viele gut ausgebildete Arbeitskräfte, eine gute Anbindung der Stadt mit der Nähe zu einigen Zukunftsmärkten wie dem der Türkei, eine angenehme Umgebung mit vielen Freizeitmöglichkeiten etc. Noch ist das Zentrum im Aufbau, aber ich hoffe, dass es bald erste Ergebnisse geben wird. Interessant ist eine Ausstellung über die zahlreichen Erfindungen die im antiken Griechenland gemacht wurden. Sie befindet sich im Wissenschaftsmuseum im ersten Stock des Innovationszentrums. Zu hoffen ist, dass diese Ausstellung Anregungen für Entdeckungen und Erfindungen im heutigen Griechenland geben wird.

Noch vor diesem Besuch war ich im EU-Zentrum für Berufsausbildung. Natürlich wurde in den Gesprächen mit den dortigen Forschern und Experten immer wieder das österreichische Beispiel lobend erwähnt. Aber noch wichtiger war die Feststellung, dass Europa erst 2023 das Beschäftigungsniveau vor der jetzigen Krise erreichen wird und das ist keine hoffnungsvolle Aussage. Ebenso wichtig ist die Aussage, dass gerade auch die Ausbildung für den mittleren Bereich ( Berufsausbildung, Fachhochschule etc. ) wichtig wird. Dies ist etwas was ich immer wieder betone. Hohe Qualifikation heißt nicht unbedingt universitäre Ausbildung. Es geht um die Effizienz und um fachliche Kenntnisse auf den verschiedensten Ebenen. Für unsere Wettbewerbsfähigkeit ist das wichtiger als niedrige Steuern oder Löhne.