New York

freiheitsstatue-new-yorkIch hatte nicht viel Zeit, um in New York etwas von der Stadt zu sehen. Die Termine, die meine KollegInnen und ich hatten, fanden alle in der Nähe des UNO Gebäudes statt. Nur einmal kamen wir in eine andere Gegend, nämlich in die Nähe des Time Square, als wir die frühere Kommissarin Margot Wallström zum Abendessen trafen. Aber der Times Square ist auch nach seinem Umbau nicht meine New Yorker Lieblingsgegend.

 

Aber sowohl als Besucher als auch als ehemaliger „Stadtplaner“ interessierte ich mich für die High Line. Dabei handelt es sich um eine umgebaute alte Hochbahn, die im Westen der Stadt die ehemaligen Hafengebiete bediente und verband. Diese nicht mehr genutzte Frachtbahn sollte vor einigen Jahren abgerissen werden. Aber einige engagierte Bürger wandten sich gegen den Abbruch und forderten, die durch Anflug bewirkte Begrünung zum Anlass einer „Parkgestaltung“ zu nehmen.

 

Die Stadt stieg darauf ein und heute präsentiert sich die ehemalige Hochbahn als begrünter Mäander entlang des Hudsons zwischen der Gansevoort Street und der 30. Straße. Dieser langgezogene Park in einigen Meter Höhe ist für Einheimische und Touristen eine große Attraktion geworden. Entlang der High Line befindet sich eine Mischung alter, größerer und kleinerer Wohn- und Wirtschaftsgebäude und neuer Investitionen, Wohn- und Bürogebäude. Es ist spannend und erholsam zugleich, diesen urbanen Pfad zu begehen.

 

Aber New York wurde nicht nur auf und entlang der High Line grüner. Die Stadt hat sich in vielen Vierteln gewandelt und vor allem durch das Anlegen kleiner Parks bzw. eine neue Gestaltung bestehender Parks. Insgesamt scheint mir die Stadt attraktiver geworden zu sein. Auch sauberer und freundlicher. Natürlich sind das nur kurze Eindrücke, auf die meine Beurteilung beruht. Aber auch das französische Magazin Le Nouvel Observateur hat kürzlich in einer Spezialausgabe auf das „neue“ New York hingewiesen.

 

Das Spannende in New York ist die Art und Weise, wie diese Stadt mit ihren Widersprüchen umgeht. Sie ist eine Stadt, die nach wie vor eine hohe Zuwanderungsrate hat und dadurch eine Unzahl von ethnischen Gruppierungen, aber doch eine Stadt in der sich so viele Menschen wohl fühlen und die sie als Heimat betrachten. Sie ist weder homogen noch zerfällt sie in verschiedene, getrennte Einheiten. Sie ist die Stadt der hohen und höchsten Geschwindigkeiten, wenn man zum Beispiel die Transaktionen an der Wall Street betrachtet. Und nicht weit entfernt davon findet man gemütliche Ecken und ein Leben, das mehr der Kunst und der Wissenschaft gewidmet ist.

 

Jedenfalls ist New York eine Stadt, die schon oft für bankrott erklärt und totgesagt wurde. Und die sich wieder aufgerafft und erneuert hat. Die Lebenskraft dieser Stadt scheint unverwüstlich zu sein. Nach wie vor müssen sich viele Städte anstrengen, um dieser Stadt Paroli zu bieten. Shanghai, das ich heuer im Frühjahr besuchen konnte, kommt an New York heran, jedoch nur knapp. Wir sollten natürlich in Europa keine dieser beiden Weltmetropolen imitieren, aber von deren Kraft und Erneuerungskapazität können und sollten wir lernen.