Pharmaka, Globalisierung und Europa

Medikamente/ CC BY-SA 3.0  WürfelNach meiner aktiven Teilnahme an verschiedenen Arbeitskreisen zu Europa im Rahmen des Labour Parteitages besuchte ich noch die „Europäische Medizinagentur“ in London. Sie ist eine jener europäischen Agenturen, die immer wieder kritisiert werden, die aber aus meiner Sicht eine sehr wichtige Aufgabe übernehmen. Vor allem soll sie dafür sorgen, dass nur entsprechend qualifiziert hergestellte und einwandfreie Medikamente in Europa auf den Markt kommen.

Aber diese Medikamente werden nicht nur in Europa produziert und enthalten selbst dann verschiedene Stoffe aus vielen nicht-europäischen Ländern. Es ist nun die Aufgabe der europäischen Medizinagentur, gemeinsam mit den verschiedenen nationalen Agenturen, die Medikamente selbst, aber auch die Herstellungsprozesse einer strengen Überprüfung zu unterziehen.

Die einzelnen nationalen Agenturen wären allein viel zu schwach die Fabriken in China, Indien etc. zu überprüfen. Vor allem gibt es insbesondere im Generika Bereich immer mehr kleinere Firmen, welche aber auch die entsprechenden Kriterien erfüllen müssen. Über die europäische Agentur kann auch – dort wo sinnvoll und machbar – mit der US amerikanischen Agentur, der „Food and Drug Administration“, zusammen gearbeitet werden.

Der Pharmamarkt bzw. die Produktion von Pharmaka war immer schon international geprägt. Aber inzwischen haben sich Produktion und Vertrieb weiter globalisiert. Vor allem auch in Richtung von Ländern, die in der Entwicklung medizinischer und hygienischer Standards nicht so weit fortgeschritten sind wie Europa und die USA.

Die Europäische Medizinagentur kann durch ihr Wirken, wo es geht gemeinsam mit der amerikanischen FDA, globale Standards setzen. So können durch europäische Gesetzgebung und die europäische Überwachung und Kontrolle auch unsere Standards global durch- und umgesetzt werden. Die Globalisierung werden wir nicht abbauen und verhindern können, aber wir können sie beeinflussen und mitgestalten.

Sicher müssen wir auch dafür Sorge tragen, dass die Produktion und die Forschung und Entwicklung nicht aus Europa verschwinden. Auch diesbezüglich kann die europäische Agentur mithelfen: durch genaue, aber zügige Verfahren und Hilfe bei der Beschaffung der entsprechenden Unterlagen, die für die Prüfungen und Genehmigungen notwendig sind. So können Sicherheit für die KonsumentInnen und die Wahrung europäischer Produktions- und Forschungsstandorte Hand in Hand gehen.

Allein an diesen Beispielen zeigt sich, dass all die grundsätzlichen und  primitiven Argumente gegen Europa und seine Institutionen ins Leere gehen. Wer wirklich die Interessen unserer BürgerInnen vertreten und verteidigen möchte, muss für effiziente und effektive europäische Institutionen eintreten, die stark genug sind auf globale Entwicklungen und Verhältnisse Einfluss zu nehmen. Die Mitgliedstaaten der EU alleine (!) sind nicht stark genug. Sie brauchen eine europäische Verstärkung.