Schillers Hoffnung

Mains et mappemondeAls Kind war ich immer stolz darauf, denselben Geburtstag zu haben wie Friedrich Schiller, den 10. November. Heuer handelt es sich um den 250. Jahrestag von Schillers Geburtstag. Das war auch für mich Anlass, wieder zu Schillers Werken zu greifen. In seiner akademischen Antrittsvorlesung fand ich eine besonders interessante, leider für die damalige Zeit zu optimistische Vorhersage für Europa:
„Endlich unsre Staaten – mit welcher Innigkeit, mit welcher Kunst sind sie ineinander verschlungen! Wie viel dauerhafter durch den wohltätigen Zwang der Not als vormals durch die feierlichsten Verträge verbrüdert! Den Frieden hütet jetzt ein ewig geharnischter Krieg, und die Selbstliebe eines Staats setzt ihn zum Wächter über den Wohlstand des andern. Die europäische Staatengemeinschaft scheint in eine große Familie verwandelt. Die Hausgenossen können einander anfeinden, aber hoffentlich nicht mehr zerfleischen.“
Leider wurde Schillers Hoffnung immer wieder durch furchtbare Kriege, in denen sich die Völker Europas zerfleischten, zerstört. Heute, nach der Bildung der Europäischen Union und dem Fall der Berliner Mauer vor genau 20 Jahren, haben wir Grund zur Hoffnung, dass sich Schillers Weissagung erfüllt. Aber wir sollten nicht nur hoffen, sondern fest daran arbeiten.