Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2010 – Swoboda: Sozialdemokratie muss Menschen Orientierung geben

Swoboda Utl.: Mehr Angebote für Gerechtigkeit und Fairness – Antieuropäische Kräfte zurückdrängen

SPÖ/Swoboda/Matznetter/Renner-Institut/Kreisky-Preis

Die Sozialdemokratie muss den Menschen Orientierung und Antworten auf grundsätzliche Fragen der Gerechtigkeit und Fairness geben. Das sagte der Vizepräsident der sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament Hannes Swoboda Freitagabend in seiner Laudatio bei der Verleihung des Bruno-Kreisky-Preises für das politische Buch 2010. „Politik ohne Sinngebung wird immer mangelhaft sein“, so Swoboda. Auch SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter stellte grundsätzliche Fragen – vor allem zum Wirtschaftssystems: „Man muss sich damit auseinandersetzen, Regeln zu benennen, nach denen die Wirtschaft besser funktionieren würde.“ Die Kreisky-Preise gingen an Charles Taylor, Sandra Innerwinkler und den Wieser Verlag. ****

Die Wirtschaftskrise hat antieuropäischen und antiaufklärerischen Kräften verstärkt Zulauf gebracht. Kräfte, die einfache Antworten auf komplexe Fragestellungen geben, konnten Vorteile ziehen. „Es handelt sich hier um Kräfte, die das Glück eines vereinten Europas zerstören wollen“, soSwoboda. Wenn man dem nicht entgegentrete, drohe ein „Wiederaufleben der Gewalt“. Die Aufgabe der Sozialdemokratie sei es daher, den Menschen eine Perspektive zu geben. „Die Sozialdemokratie muss mehr Angebote für Gerechtigkeit und Fairness geben“, so Swoboda, „wir müssen eine neue Welt der Gerechtigkeit und des Wohlstands anpeilen“. Wenn diese Fragen nicht beantwortet werden, überlasse man die Bühne den Blendern mit vermeintlich einfachen, aber desaströsen Antworten. Als Sozialdemokratie müsse man sich überlegen, wie man die emotionale Seite der Menschen anspricht, ohne sich auf eine Stufe mit diesen Kräften zu stellen.

In diesem Sinn forderte Matznetter eine internationale Auseinandersetzung mit den Grundlagen unseres Wirtschaftssystems. Es gelte die Frage zu beantworten: „Wie kann Marktwirtschaft stattfinden, ohne dass dabei Ungerechtigkeit entsteht, die Schere zwischen Arm und Reich auseinanderdriftet?“ Die Frage nach alternativen Regulierungen des Wirtschaftssystems müsse wieder stärker bearbeitet werden.

Mit den Preisträgern wurden Menschen geehrt, die mit ihren Werken in der Tradition der Aufklärung stehen. Ihre Werke bieten Anstöße für zukünftiges politisches Handeln. Am Freitag wurden der Hauptpreis, der Anerkennungspreis und der Sonderpreis des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Österreich für verlegerische Leistungen verliehen. Zur Einstimmung hielt der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer ein Eingangsreferat, in dem auch er die Frage nach einer Kritik der ökonomischen Grundlagen stellte und eine Stärkung und soziale Modernisierung der EU forderte.

Der Hauptpreis für das politische Buch ging an Charles Taylor für sein Werk „Ein säkulares Zeitalter“. Das Buch setzt sich mit der Rolle von Religion in der Moderne auseinander, in der der Glaube an Gott nur mehr eine Option von vielen ist und Gläubige und Atheisten miteinander umgehen müssen. Der Anerkennungspreis ging an Sandra Innerwinkler für das Buch „Sprachliche Innovation im politischen Diskurs“, in dem sie die Verbindung von Politik und Sprache anhand von Begrifflichkeiten wie „Nulldefizit“ oder „soziale Treffsicherheit“ analysiert und betrachtet wie diese Schlagworte den politischen Diskurs beeinflussen und bestimmen. Der Verlegerpreis wurde an den Wieser Verlag von Lojze Wieser verliehen, der mit seinem Verlag eine Wiedervereinigung des Kontinents schaffte, indem er die osteuropäische Literatur erschloss und in über 20 Jahren an die 1.000 Bücher verlegt hat.