Bruno-Kreisky-Preis: Sandra Innerwinkler – Sprachliche Innovation im politischen Diskurs

kreisky1__163Auch wenn wir oft die Politik oder PolitikerInnen als sprachlos bezeichnen, so ist Politik eng mit Sprache und bestimmten Sprachgebräuchen verbunden. Mit der Sprache und den politischen Begriffen, insbesondere unter Schwarz-Blau beschäftigt sich das Buch von Sandra Innerwinkler.

Dabei geht es um Neuschöpfungen, aber auch um die Neuverwendung schon früher gewählter Begriffe. Letztere sind zum Beispiel „Nulldefizit“ und „soziale Treffsicherheit“. „Hacklerregelung“ ist dagegen ein neu gefasster Begriff.

Aber natürlich geht es nicht nur um Begriffsneuschöpfungen und neue Verwendungen bestehender Begriffe, sondern auch um die Intentionen der sprachhandelnden Personen. Und dabei geht es nicht nur um die sachlichen, kühlen Informationen, die mit den Begriffen verbunden sind, sondern auch um emotive Effekte, die damit hervorgerufen werden sollen. Und damit soll nun der gesamte politische Diskurs beeinflusst werden.

So stellt Innerwinkler mit recht fest: „Je mehr Schlagwörter, Slogans und Metaphern eine Partei im politischen Diskurs als allgemein verwendete Vokabeln etablieren kann, desto leichter hat sie es, den Diskurs in die gewünschte Richtung zu lenken.“

Und da sind sicher Parteien, die keine komplexen Zusammenhänge erklären müssen, im Nachteil zu solchen, die mit simplen Slogans Nein sagen können.

Aber das dürfte noch lange kein Grund sein, auf Erklärungen zu verzichten oder nicht zu versuchen, die Komplexität zu reduzieren. Etwas als alternativlos darzustellen, um sich Erklärungen zu ersparen, ist keine brauchbare Alternative zu den simplistischen Argumenten der Neinsager.

Besonders lesenswert im Werk von Sandra Innerwinkler sind auch die Analysen der Verbindung von Wortprägungen mit entsprechenden Inszenierungen. Diesbezüglich kennen wir, die Älteren, die Aschermittwochsreden eines Franz Josef Strauss. Aber auch diejenigen eines Jörg Haider sind erfindungsreich und einprägsam gewesen. Vielleicht sind wir zu ernsthaft, um uns auf ein solches Niveau einzulassen.

Aber auch die anderen Parteien müssen überlegen, wie sie die emotionalen, emotiven Seiten der Menschen ansprechen können, ohne deshalb auf das Niveau eines Haiders oder gar eines Strache herabzusinken.

Das Buch von Sandra Innerwinkler enthält keine Handlungsanleitungen für politischen Sprachstrategien, aber es ist für all diejenigen, die über Sprache und Politik nachdenken und nachlesen wollen, ein wertvoller Beitrag. Und insbesondere für diejenigen, die den Vereinfachern etwas Wirksames entgegenhalten wollen.