Kreisky-Preis – Gusenbauer: Alle PreisträgerInnen vereinen Qualität, Aktualität und Themenvielfalt

Bundeskanzler und Duffek: Kreisky-Preis ist vitaler Beitrag zur politischen Bildung
Im Bruno-Kreisky-Forum wurde Freitagabend auf Initiative von Renner-Institut, SPÖ-Bildungsorganisation und SPÖ-Parlamentsfraktion der Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2007 vergeben. Der Hauptpreis ging an Alaa al-Aswani für seinen Roman "Der Jakubijan-Bau". Mit dem Anerkennungspreis wurden Christine Ockrent und Sandrine Treiner für ihr "Schwarzbuch zur Lage der Frauen" bedacht, während der Mühlviertler Verlag "Edition Geschichte der Heimat" den Sonderpreis für verlegerische Leistungen erhielt. Bundeskanzler und Präsident des Renner-Instituts, Alfred Gusenbauer, bekräftigte in seiner Laudatio, dass es alle PreisträgerInnen "trefflich verstehen, Qualität, Aktualität und thematische Vielfalt zu vereinen". Zurückgewiesen wurden von Gusenbauer Medienberichte zum jüngsten Rechnungshofbericht: Das Renner-Institut leiste als politische Akademie und Bildungseinrichtung der SPÖ mit Veranstaltungen wie der Kreisky-Preisverleihung einen "vitalen Beitrag zur politischen Bildung in Österreich". Ähnlich auch die Klarstellung vom Direktor des Renner-Instituts, Karl Duffek: "Das Renner-Institut kommt seinem gesetzlichen Auftrag zur politischen Bildung auf exemplarische Weise nach".

Der heuer bereits zum 15. Mal verliehene Kreisky-Preis erfreue sich mittlerweile "hoher internationaler Reputation" und sei für LeserInnen zugleich zu einer Art "Qualitätssiegel" geworden. Schließlich strebe die Jury "in Wahrung des Erbes von Bruno Kreisky eine strenge Qualitätskontrolle" an, so der Bundeskanzler. Bezugnehmend auf den jüngsten Rechnungshof-Bericht vermerkte Gusenbauer, das "glasklar zu sagen ist, dass Veranstaltungen wie der Kreisky-Preis politische Bildung par excellence sind. Daher stehen wir zum Kreisky-Preis und werden diese Art von Veranstaltungen völlig unbeeindruckt fortsetzen", ließ Gusenbauer wissen. In dieselbe Kerbe stieß auch Duffek: Er werde es weder sich noch dem Renner-Institut "nehmen lassen, solche Veranstaltungen auch in den kommenden Jahren zu machen".

Hauptpreisträger Alaa al-Aswani gelinge, so Gusenbauer in seiner Laudatio, mit seinem Roman "das Kunststück, ein gleichermaßen spannendes wie bisweilen bedrückendes Kaleidoskop der ägyptischen Gesellschaft darzustellen". Kaum einem anderen Buch gelinge es, "so packend tiefe politische Inhalte zu vermitteln". Kurzum: Der ägyptische Autor habe ein "sensationelles Buch geschrieben, das ich zur Lektüre dringend empfehle", befand Gusenbauer. Das ebenfalls ausgepreiste "Schwarzbuch zur Lage der Frauen" wertete der Bundeskanzler als einen "beeindruckend umfassenden Versuch, die Situation der Frauen in der Gesellschaft und im globalen Kontext darzustellen". Das Buch untestreiche die Bedeutung der Frauenpolitik, so Gusenbauer mit Hinweis darauf, dass die Hälfte des SPÖ-Regierungsteams aus Frauen bestehe: "Ein klares inhaltliches Statement, wie Gleichstellungspolitik funktionieren soll". Gusenbauer würdigte weiters die "Edition Geschichte der Heimat", betrieben vom Ein-Mann-Unternehmen Franz Steinmassl, der sich "engagiert der Geschichte einer Region widmet".

Matznetter – Preisträger Steinmassl macht Geschichte begreifbar

Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter hielt als Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes die Laudatio auf Verleger Franz Steinmassl. Hier würde ein prototypischer Einzelunternehmer und auch "Einzelkämpfer" ausgezeichnet, der – als "Kaufmann, der zu seiner Ware steht" – unbeirrbar an seiner Überzeugung festhalte, nur Bücher zu verkaufen, von denen er wirklich überzeugt sei. Steinmassl habe mit einer "Vielzahl an Publikationen dazu beigetragen, Geschichte begreif- und erlebbar zu machen".

Swoboda legt Jurybegründung dar

SPÖ-Europaabgeordneter und Vorsitzender der Jury, Hannes Swoboda verkündete die Jurybegründung. So habe al-Aswani ein "literarisches Meisterwerk" vorgelegt, das gleichermaßen "Anamnese und Diagnose" der arabisch/islamischen Welt liefere. Der Autor unterstreiche auch, dass "Demokratie eine allgemein menschliche Idee" sei – dieser Idee eines demokratischen Dialogs mit der arabisch/islamischen Welt müsse sich
Europa verschreiben, so Swoboda. Als "Schande" wertete Swoboda das zu denken gebende Faktum, dass Bücher wie das "Schwarzbuch zur Lage der Frauen" angesichts fortwährender Unterdrückung von Frauen nach wie vor hoch aktuell seien. Daher bleibe der "Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung und für die Freiheit und Würde der Frauen eine weltweite Aufgabe". Dem Verlag "Edition Geschichte der Heimat" dagegen gelinge es "mit einer breiten Palette an Publikationen immer wieder, die Situation von Minderheiten und sozialen Randgruppen zu thematisieren", so Swoboda in Würdigung des "engagierten Verlagsprogramms".

PreisträgerInnen bedanken sich für renommierten und ehrenvollen Kreisky-Preis

Hauptpreisträger Alaa al-Aswani erklärte in seiner Dankesrede: "Das ist ein wunderbarer Augenblick für mich. Ich fühle mich geehrt, denn der im Namen von Bruno Kreisky verliehene Preis hat ein hohes Prestige". Schließlich habe Kreisky immer die "Werte der Gerechtigkeit für alle Menschen hochgehalten". Das Streben nach Demokratie sei ein "Grundbedürfnis der Menschheit", und der Mangel an Demokratie sei eine "ernsthafte Krankheit", die zu zahlreichen negativen Symptomen führe, so der ägyptische Autor. Franz Steinmassl bekräftigte, dass ihm der Kreisky-Preis "sehr viel bedeutet", trage er doch nicht zuletzt den Namen des "bedeutendsten Österreichers des 20. Jahrhunderts". Preisträgerin Sandrine Treiner unterstrich, dass es eine "Ehre ist, in den Kreis der Kreisky-Preisträger aufgenommen zu werden". Das gemeinsam mit Christine Ockrent vorgelegte Buch sei "kein Buch des Jammerns, sondern ein Manifest der Entschlossenheit", so Treiner bei der Preisverleihung, zu der Rudolf Scholten als Präsident des Bruno-Kreisky-Forums herzlich begrüßt hatte.

Service: Alaa al-Aswani: Der Jakubijan-Bau. Roman aus Ägypten.
Lenos-Verlag. Basel: 2007, Euro ca. 19,90.
Christine Ockrent/Sandrine Treiner (Hrsg.): Das Schwarzbuch zur Lage der Frauen. Eine Bestandsaufnahme. Pendo-Verlag. München: 2007, Euro ca. 22.90.
Informationen zur "Edition Geschichte der Heimat" unter:
http://members.aon.at/fsteinm2/.

Weitere Kreisky-Preisverleihungen finden am 28. März und am 14. April 2008 statt.

Wien, 8.3.2008