Rede zum Kosovo

Herr Präsident, Herr Ratsvorsitzender, Herr Kommissar, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich verstehe den Jubel und die Freude der Kosovo-Albaner über ihre gewonnene Freiheit und Unabhängigkeit. Aber ebenso verstehe ich die Betroffenheit und die Trauer vieler Serben im Kosovo, aber natürlich auch in Serbien selbst. Leider ist keine andere einvernehmliche Lösung gefunden worden. Das Milosević-Regime hat alles andere gemacht als die Integration der Bevölkerung zu fördern und Respekt für die kosovo-albanischen Bürgerinnen und Bürger zu zeigen.

Ich begrüße besonders die Entscheidung der Europäischen Union für die Mission EULEX. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich sehr herzlich bei Außenminister Rupel für die Art und Weise bedanken, wie er in dieser schwierigen Lage versucht hat, im Rat eine Einigung herbeizuführen. Das ist sehr positiv und sollte klar erwähnt werden. Aber all die europäische Hilfe, die jetzt kommen wird, nützt nichts, wenn sich nicht im Kosovo selbst die Mehrheit für die Herstellung einer multiethnischen Gesellschaft im europäischen Sinne engagiert.

Vieles von dem, was ich in den letzten Tagen gesehen habe, inklusive des Verhaltens von Premierminister Hashim Thaçi, gibt mir Mut und Anlass zur Hoffnung, dass diese multiethnische Gesellschaft in den verantwortlichen Köpfen dieses Landes fest verankert ist.

Wir werden in den nächsten Tagen einige Demonstrationen sehen, insbesondere in Serbien. Wir sollten Geduld üben. Wir sollten Serbien die Hand reichen. Wir sollten verstehen, dass es hier quasi kollektive Verlustgefühle gibt, und wir sollten vor allem das unterstreichen, was Minister Jeremic heute im Parlament im Ausschuss gesagt hat, nämlich den Verzicht auf Gewalt- und Boykottmaßnahmen. Das ist ein wesentliches Element und auch die Basis weiterer Gespräche mit Serbien. Wir wollen Serbien auf dem Weg in die Europäische Union begleiten. Die Entscheidung ist allerdings in Belgrad zu fällen. Wir können Serbien diese Entscheidung nicht abnehmen.

Ich kenne die Situation im Kosovo. Viele Menschen leben dort nebeneinander. Sie sind jetzt vielleicht gegeneinander gestellt, aber ich glaube, im Kosovo ist auch ein Miteinander möglich. Dieses Miteinander muss das Ziel unserer Politik auch hier in der Europäischen Union und im Europäischen Parlament sein.

(Beifall)