10 Jahre 9/11

l1010434Es war zu erwarten, dass der 10. Jahrestag des Anschlags 9/11 in den Medien großen Wiederhall finden würde. Für mich hatte dieser Anschlag immer eine doppelte Bedeutung. Einerseits war es eine Attacke auf die USA und deren Politik. Anderseits aber auch ein Anschlag auf eine der vielfältigsten und multikulturellsten Städte der Erde.

Multikulturell

Ich habe heuer wieder New York erlebt. Die Stadt hat sich wieder weiterentwickelt und es wurde viel investiert, vor allem auch in die Lebensqualität und da insbesondere in Parks etc. Sie hat ihre Lebensfähigkeit bewiesen und auch ihre Multikulturalität. Und letzteres unterscheidet sie von einer anderen faszinierenden Stadt, die ich heuer besucht habe: Shanghai. Dies ist und bleibt eine chinesische Stadt, trotz ihrer internationalen Ausstrahlung.
Gerade diese Multikulturalität hat New York nach den Anschlägen von 9/11 gerettet. Zwar gab es auch hier einige Fanatiker, die nun gegen die Araber bzw. die Muslime generell vorgehen wollten. Aber die Tatsache, dass unter den Opfern Menschen mit Herkunft aus 80 Nationen waren – darunter auch viele MuslimInnen – machte eine einseitige xenophobe Reaktion unmöglich.

„Wiener Melange“

Nun, Wien ist nicht New York und soll es auch nicht werden. (Genauso wenig wie Chicago, wie uns einmal die FPÖ warnte.) Aber auch wir sollten versuchen, die Multikulturalität als Vorteil und Guthaben verstehen. Dabei geht es nicht darum, die wiener bzw. österreichische Gemütlichkeit und Lebensart aufzugeben. Noch wollen wir die mühsam errungenen Werte aufs Spiel setzen. Und das (wienerisch geprägte) Deutsch sollte unsere gemeinsame Sprache sein. Aber in einer Welt mit globalen Vernetzungen sollten wir auch eine verstärkt international und multikulturell geformte Migration zur Kenntnis nehmen und sie wirtschaftlich, kulturell und sozial integrieren. Diese „Wiener Melang “ könnte beispielgebend sein und die Kraft dieser Stadt demonstrieren.

Bollwerk gegen den Faschismus

Jedenfalls hat 9/11 gezeigt, wohin Fanatismus und die Ablehnung der Multikulturalität im Extremfall führen: in Tod und Zerstörung. Um es nochmals klar auszudrücken: Multikulturalität ist kein Gegensatz zur Bewahrung der eigenen Identität, aber so wie diese sich  in der Vergangenheit immer wieder geändert und angepasst hat, wird das auch in Zukunft sein. Vor allem ist eine  multikulturelle Stadt, die ihre BürgerInnen mit unterschiedlicher Herkunft auf der Basis der Werte der Toleranz und des Respektes integriert, das beste Bollwerk gegen den tödlichen Fanatismus.