Besuch der Roma in Rumänien

L1000312Europa ist in vielfältiger Weise ein Schauplatz von Veränderungen und Auseinandersetzungen. Das betrifft nicht nur das Verhältnis der einzelnen Mitgliedsländer zueinander. Diese Auseinandersetzungen stehen oft im Mittelpunkt der politischen und medialen Auseinandersetzungen. Aber noch allzu viel müssen wir uns Sorgen über die Situation innerhalb einiger Mitgliedsländer machen. Nun gut, wahrscheinlich liefern alle Länder Gründe, sich Sorgen zu machen. Aber in einigen Ländern gibt es besonders schwerwiegende Anlässe.

In den letzten Wochen und Tagen haben wir vor allem das groteske ungarische Mediengesetz, aber auch einen Abhörskandal in Bulgarien diskutiert. Aber auch die Situation in Rumänien ist besorgniserregend. Am Ende meines jüngsten Besuches meinte ein mir bis dahin unbekannter Österreicher rumänischen Ursprungs: „Wissen Sie, auch früher gab es Korruption, aber sie war berechenbar und es ging um relativ kleine Summen. Aber heute gibt es eine kleine Clique um den Präsidenten, die alles kontrolliert und kassiert und zwar enorme Summen, die oftmals keinen Gewinnspielraum überlässt“. Ich kann diese Aussage nicht überprüfen, aber immerhin bekomme ich ähnliche Aussagen öfters zu hören, und das stimmt mich sehr bedenklich. Die Korruption dürfte auch die nationale Vergabe von Mitteln aus den EU-Fonds betreffen. Irgendwie müssen wir da mehr und genauer kontrollieren.

Der Anlass meines Besuches war allerdings die Lage der Roma. Stimmt es wirklich, was die Roma, die ich nahe von Paris getroffen habe, meinten, als sie darauf verwiesen, dass sie mit ihrer prekären, illegalen Situation in Frankreich besser lebten als legal in Rumänien? Nun, nach meinem Besuch in Frankreich kann ich mir das vorstellen. Was ich gesehen habe, hat mich und meine KollegInnen schockiert. Die Armut hat hier keinerlei folkloristisches Gesicht. Sie ist grau und trostlos. Von den Wohnbedingungen und den Gesundheitsproblemen über die mangelnde Ausbildung bis zur Arbeitslosigkeit. Und sie betrifft sicher nicht nur die Roma, bei ihnen kommt zur „normalen“ Armut noch die Diskriminierung hinzu.

Allerdings gibt es auch in Rumänien einige Menschen, die helfen wollen und auch unmittelbare Hilfe leisten. Meist sind es Roma selbst, die die Unerträglichkeit der Armut überwinden wollen. Aber bislang bekommen sie zuwenig Unterstützung von der Regierung. Das ist auch kein Wunder, hat doch Präsident Basescu erst kürzlich einen Journalisten als „stinkenden Zigeuner“ bezeichnet. Und um Rumänien und die Rumänen von der Verwechslung mit den Roma zu schützen, sollen in Zukunft die Roma auch wieder Zigeuner heißen.