Meilensteine für den Balkan

Die Wahlen im Kosovo und ein Beschluss im mazedonischen Parlament haben Meilensteine für den Balkan gesetzt. Das Verantwortungsbewusstsein hat letztendlich gesiegt! 
Im Kosovo haben in diesen Wochen Wahlen stattgefunden. Wahlen, die dazu geführt haben, dass Ibrahim Rugova einen überwältigenden Sieg erreicht hat. Ich kenne ihn schon seit langem und habe immer bedauert, dass er mit seiner Haltung nicht stärker vom Westen unterstützt worden ist. Und ich glaube auch, dass Rugova sich diesen Wahlsieg verdient hat.

Verdienter Sieg Rugovas

Nicht, dass ich in allen politischen Anliegen seiner Meinung wäre, aber was die Frage des Weges bzw. des Widerstandes betrifft, so glaube ich doch, dass Rugova der Vernünftigere ist. Rugova hat, das war nicht anders zu erwarten, die Unabhängigkeit für den Kosovo gefordert, und das ist gar nichts neues, sondern eine seit langem bestehende Forderung.
Es gibt für Rugova in der neuen Regierung insgesamt sehr viel zu tun. Er muss unter anderem die Voraussetzungen dafür schaffen, mit Jugoslawien – wenn möglich unter Mithilfe der Europäischen Union – zu verhandeln. Es wird sich zeigen, wie schnell das gehen kann. Zuallererst müssen jetzt ein paar Jahre vernünftiger, anständiger Regierungsarbeit erfolgen. Einer Regierungsarbeit, die die Interessen der Serben und der übrigen Minderheiten voll berücksichtigt. Nur wenn Rugova das wahr machen kann, was er früher selbst von Jugoslawien gefordert hat – Toleranz und Respekt für die Minderheiten – nur dann besteht dazu eine wirkliche Chance.

Verantwortungsbewusstsein hat gesiegt

Und Rugova muss mithelfen, dass die albanischen Nationalisten, zum Teil Terroristen in Mazedonien, jetzt, nachdem es eine Amnestie gegeben hat, diese Chance begreifen werden. Diese Beschlussfassung in Mazedonien ist erfreulich, auch wenn sie bei all den Meldungen über Afghanistan untergegangen ist. Aber sie war nichts desto trotz für die Stabilität am Balkan und auch für die Stabilität in Europa eine wichtige und erfreuliche Meldung.
So sind einige Meilensteine in der positiven Entwicklung am Balkan gesetzt worden. Mit der Wahl im Kosovo, aber auch mit der Entscheidung im mazedonischen Parlament. Und auch wenn dadurch nicht alle Probleme gelöst sind, so hat schließlich doch das Verantwortungsbewusstsein gesiegt. Nicht immer ganz freiwillig und mit voller Überzeugung, aber immerhin, die wesentlichsten Schritte wurden gesetzt.  
Brüssel, 20.11.2001