Von Pressefreiheit keine Spur

Viele MedienvertreterInnen aus Süd-Ost-Europa werden bedroht und verfolgt – vom Staat und/oder von Mafiagruppen bzw. anderen kriminellen Organsiationen. 
Heute nachmittag hat unsere Süd-Ost-Europadelegation eine Gruppe von JournalistInnen aus dem Balkan zu einem Meinungsaustausch empfangen. Diese befand sich auf Einladung des AIM (Alternatives Informationsnetzwerk) in Brüssel.
Das AIM ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich mit finanzieller Unterstützung der EU um unabhängige Medien und JournalistInnen auf dem Balkan kümmert und ihnen moralischen Rückhalt, Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote verschafft etc.

Zensur oder Nichtbeachtung

Die MedienvertreterInnen aus Süd-Ost-Europa gaben ein durchwegs düsteres Bild aus ihren Heimatländern wieder. Viele von ihnen bzw. ihre KollegInnen werden bedroht und verfolgt – vom Staat und/oder von Mafiagruppen bzw. anderen kriminellen Organisationen.
So gab es in der bosnischen Teilrepublik „Republika Srpska“ im Laufe eines Jahres 40 Angriffe auf JournalistInnen! Aber auch in Serbien selbst und in Albanien sind tödliche Attacken auf JournalistInnen keine Seltenheit. In Kroatien sind 900 Verfahren gegen MedienvertreterInnen vor Gericht anhängig!
Wahrlich keine leichte Situation, in der sich aufrechte und kritische JournalistInnen da befinden. Und dabei meinte einer von ihnen, er wisse nicht, welche Reaktion auf kritische, aufdeckende Artikel besser sei: Zensur, Gerichtsverfahren und Bedrohung oder Gleichgültigkeit und Nichtbeachtung. Beide Formen von Reaktion sind am Balkan zu finden. Und von beiden gibt es zuviel!
 
Brüssel, 28.11.1999