Willkommen Kroatien

Der 1. Juli 2013 ist für mich ein besonderer Tag. Kroatien ist seit heute offiziell Mitglied der Europäischen Union. Als Kroatien Berichterstatter des Europäischen Parlaments von Beginn bis zum Ende der Verhandlungen habe ich diesen Beitrittsprozess intensiv begleitet.

Ich habe die Kroaten immer davor gewarnt, in der EU ein Paradies zu sehen, wo alle Probleme automatisch gelöst werden. Aber ich habe immer die Meinung vertreten und in vielen Interviews deutlich gemacht, dass das Land den Beitritt zu seiner Modernisierung und zur Beschleunigung der notwendigen Reformen braucht. Und das Land hat sich auch angestrengt und viele Schritte zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität und der Korruption unternommen. Es hat sein Justizsystem und die Verwaltung einer dringend notwendigen Reform unterworfen.

Es wäre einfältig zu behaupten, dass das Land optimal auf den Beitritt vorbereitet ist und es keine fundamentalen Probleme mehr gebe. Aber ich kenne viele Mitgliedsländer, sogar Gründungsmitglieder der EU, die massive politische, wirtschaftliche und soziale Probleme haben.

Immerhin ist das Land ein exzellentes Beispiel für seine Nachbarn am Balkan, für die Möglichkeit Reformen mit Tatkraft umzusetzen. Vor allem die Rückkehr der kroatischen Serben und die politische Integration der vor allem von diesen Serben gewählten Partei ins politische System und in die verschiedenen Regierungen ist ein positives Zeichen.

Kroatien wird so wie die EU den Reformprozess fortsetzen müssen. Es muss erst die Voraussetzungen schaffen, um zu einem späteren Zeitpunkt der Eurozone beitreten zu können. Und vor allem muss es seine Wirtschaft diversifizieren. Es hat einen hochqualifizierten Tourismussektor. Aber der kann nicht alleine die wirtschaftliche Zukunft des Landes voll ausfüllen.

Nach den berechtigten Feiern kommt nun der Alltag. Es bleibt zu hoffen, dass man in Kroatien den Mut und die Kraft finden wird, ihn europäisch zu gestalten und das Land bei Bewahrung der Traditionen und Eigenheiten in die europäische Gemeinschaft zu integrieren.