Europa braucht frischen Wind

Wir brauchen in Europa nicht den neo-liberalen Sturm oder gar Orkan, der die Bäume niederreißt, sondern einen Frühlingswind, der sie erneut zum Blühen bringt.
Heute lud uns unser neuer Vorsitzender der europäischen Sozialdemokraten, Paul Nyroup Rassmussen, zu einem Arbeitsfrühstück ein. Auch ihn kenne ich seit langem und schätze ihn. Er ist sehr engagiert, um der Globalisierung ein soziales Antlitz, einen starken sozial bestimmten Rahmen zu geben. Er erinnert sich auch immer wieder daran, dass ich ihn, als ich das erste Mal für das Europäische Parlament kandidierte und er noch dänischer Premierminister war, durch Wien führte und ihm vor allem die Innenstadt zeigte.

Anforderungen an die neu EU-Kommission

In der anschließenden kurzen Debatte vor der Wahl der neuen, erweiterten Kommission war ich der Fraktionssprecher. Ich hatte fünf Minuten Zeit, meine Argument vorzutragen, eine für das Europäische Parlament ungewöhnlich lange Zeit. Ich glaube – und ich merkte es am Applaus – dass es mir gelungen ist, unsere sozialdemokratischen Vorstellungen nach einer Verwirklichung des Europäischen Gesellschaftsmodells darzulegen.
Dabei habe ich die Kommission auch aufgefordert, ihre politische Haltung und Orientierung deutlich zu machen, wir brauchen keine obersten Bürokraten und Technokraten. Vor allem aber brauchen wir Erneuerungen und Reformen ohne Zerstörung unserer europäischen Werte des sozialen Ausgleichs, der kulturellen Vielfalt etc., zu denen wir uns mühsam durchgerungen haben. Etwas poetisch habe ich gemeint: "Wir brauchen nicht den neo-liberalen Sturm oder gar Orkan, der die Bäume niederreißt, sondern einen Frühlingswind, der sie erneut zum Blühen bringt".
Straßburg, 5.5.2004